Es gibt bei Depressionen, so verschieden sie auch sind und für jeden anders, ein Element, von dem mir Klient:innen immer wieder berichten: Die plötzliche Leere. Gestern war eigentlich noch alles okay. Na gut, im Nachhinein ist die eine oder andere dunkle Wolke schon da gewesen. Aber dann kommt auf einmal mit Macht eine Welle von... Nichts. Taub sein. Nicht mehr spüren.
Eher selten, dass ein großes Gefühl der Hoffnungslosigkeit aufkommt. Ganz häufig ein nagender, schwerer Abgrund; ein Loch, ein Verlieren des Kontakts.
Es ist nicht, dass Ziele und Träume und Wünsche nicht mehr da wären, aber sie sind wie weggeräumt, schwer. Es fehlt die Kraft sich Ihnen zu nähern.
Und auf einmal weiß die Seele nicht mehr, wohin. Und dann breitet sich existentielle Leere aus. Alles wird schwer. Lohnt sich ein Aufbegehren? Mit welcher Kraft denn? Bringt das denn was?
Ganz bestimmt.
Als Therapeut bin ich mir im Klaren: wer sich meldet und Unterstützung sucht, macht fast immer einen riesigen Schritt und geht ein Wagnis ein.
Die Kraft ist rar und in dem Augenblick ist es ja nicht sicher, ob wirklich Hilfe kommt.
Was tue ich? Ich biete mich als Gegenüber an. Wir nehmen Kontakt auf.
Aufmerksamkeit, Interesse, Akzeptanz und die Bereitschaft, mich einzulassen. Mit diesem Anspruch an mich begegne ich Ihnen.
Ich höre zu, frage nach, biete an zu sortieren. Oft ist vieles ungeklärt. Zusammen können wir im ersten Schritt ordnen: Brennt gerade irgendwo etwas? Gibt es Dinge, die ganz dringende Aufmerksamkeit brauchen, geklärt werden müssen? Welche Schritte braucht es? In welcher Reihenfolge. Ganz klar auch außerhalb des Therapieraumes. Zum Beispiel ist Ausschließen von möglichen somatischen Ursachen durch Hausärztin oder Arzt immens wichtig.
Wie geht es weiter?
Wir begeben uns auf eine Suche. Leben ist Kontakt. Zur Welt, zum anderen, zu sich selbst. "Depression" bedeutet in gestalttherapeutischer Perspektive, dass der Kontakt abbricht. Das kann konkret ganz Verschiedenes heißen: Um ein Gefühl nicht wahrnehmen zu müssen, machen Sie sich vielleicht taub dafür. Vielleicht weil das Gefühl zu spüren einfach zu schmerzvoll ist, oder ein mühsam aufrecht erhaltenes Bild in Frage stellen würde.
Oder Sie erleben die Distanz zwischen sich und der Welt. Sie schmerzt. Sie finden die Brücke nicht und beginnen damit, sich selbst abzuwerten, weil Sie den Weg nicht finden können. Die innere Abwertung macht Sie dann unempfindlich für die Signale von außen; Sie spüren nur die Distanz zwischen sich und der Welt. Sie schmerzt. Sie finden die Brücke nicht...
Oder noch ein Beispiel: Sie sind traurig und sehen keinen Ausweg. Jeder Versuch von außen, Auswege zu benennen ist Hohn, als ob Sie verspottet würden.
Ganz oft finden sich die Ursachen für die Depression, und das ist besonders bitter meine ich, ganz naheliegend in äußeren Umständen und gesellschaftlichen Realitäten. Aber mit dem Schlamassel umgehen muss man individuell.
Die Suche nach Handlungsmöglichkeiten ist mühsam. Und es braucht bei der Suche auch Rastplätze, die frei sind davon, irgendwie funktionieren zu müssen.
Vielleicht finden Sie sich hier wieder? Vielleicht auch nicht, die Beispiele sind ja nur ein winziger Ausschnitt und natürlich nicht verallgemeinerbar.
Ich begleite Sie dabei, diesen Prozessen zu begegnen. Manchmal werden wir sehr genau erforschen, wie das genau vor sich geht. Wir werden mit Übungen und Experimenten nachzeichnen, wie genau bestimmte Muster ablaufen.
In der Therapie können Sie Platz finden für das, was Ihnen auf der Seele lastet.
Wir arbeiten immer mit dem, was im "Hier und Jetzt" fühlbar ist und stattfindet.
Ganz sicher werde ich zwischendrin die Frage stellen, ob Ihnen ein gerade beschriebenes Gefühl bekannt vorkommt, womit wir uns sofort auf einer emotionalen Zeitreise befinden. Nicht um die Vergangenheit aufzuwühlen, sondern weil hier, in diesen "offenen Gestalten" oft der Schlüssel und das Verständnis liegen für bestimmte Lösungsmuster, die im Laufe des Lebens entwickelt wurden.
Manche Erfahrung muss sehr umsichtig und liebevoll berührt werden, damit eine Betrachtung möglich wird, sich offene Gestalten setzen können. Manch eine "Überlebensstrategie" kann ergänzt werden durch neue, experimentelle Herangehensweisen. Im Erleben der möglichen Alternativen gelingt Reflexion und Würdigung. Verständnis hilft dabei, einen guten Kontakt herzustellen. Sich selbst, der eigenen Geschichte, der Welt und den anderen wieder offen, sicher und freundlich zu begegnen. Sich im Jetzt zu spüren, sich selbst wahrzunehmen im Kontakt mit einem ehrlichen Gegenüber.
Aufmerksam werden für die Prozesse, mit denen Sie in der Welt sind; Freiheit gewinnen darüber, wie Sie der Welt begegnen möchten: Dies sind Wegweiser, die der Seele helfen, wieder ihr zu Hause zu finden.